Schachnovelle

Oper über Schach, Widerstand und Wahn
für großes Orchester, Soli und Chor (sowie Ballett ad libitum)
von Cristóbal Halffter (Musik) und Wolfgang Haendeler (Libretto)
nach der gleichnamigen Erzählung von Stefan Zweig (Fischer Verlag)
Uraufführung: 18. Mai 2013 / Auftragswerk des Theater Kiel

Kieler Trilogie
Nachdem das Kieler Opernhaus schon die deutsche Erstaufführung von Cristóbal Halffters Oper Don Quijote (2006) gewagt  und als Auftragswerk die Uraufführung seiner zweiten Oper Lazarus (2008) herausgebracht hatte (2008), wurde für 2013 der Opernauftrag zur Uraufführung von Halffters dritter Oper an Komponist und Librettist vergeben. Der von Cristóbal Halffter selbst ausgewählte Stoff, die Schachnovelle von Stefan Zweig, wurde von Wolfgang Haendeler zum Libretto umgestaltet.

Eine Novelle von rund 100 Seiten ...
Die Textwahl des Komponisten mag auf den ersten Blick überraschen, denn die literarische Vorlage – Stefan Zweigs 1943, ein Jahr nach seinem Freitod im brasilianischen Exil publizierte Novelle – umfasst gerade einmal um die 100 Seiten und widmet sich im scheinbar harmlosen Gewand einer Reisenovelle vordergründig dem Duell, das sich zwischen dem Schachweltmeister Czentovic und seinem geheimnisvollen Herausforderer Dr. B auf einem Südamerikadampfer abspielt. Allerdings scheint das Schachspiel für Dr. B. eine ebenso therapeutische wie traumatische Bedeutung zu haben ...

Schach, Widerstand und Wahn
Stefan Zweig wäre nicht Stefan Zweig (und Cristóbal Halffter als der den Stoff Erwählende nicht Cristóbal Halffter), wenn sich nicht in diesem kleinen literarischen Vermächtnis eine ganze Zeit- und Weltdeutung offenbarte: Schach zu spielen, blind im leeren Raum, war die Überlebenstechnik mit der Dr. B die Isolationshaft der Nationalsozialisten überstand, und das Erschaffen der Partien aus dem Nichts zeichnet ihn als ebenso genialen wie gefährdeten Künstler aus. Seine Gegnerschaft ist somit eine zweifache. Zum einen ist er ein Feind des nationalsozialistischen Regimes, zum anderen aber auch ein weltanschaulicher Rivale Czentovics, der trotz seiner zweifelsohne außergewöhnlichen Begabung ein geistloses Produkt systematischer Förderung ist, das den Ethos des Spiels, seine ästhetische Schönheit und philosophische Kraft, nicht im Geringsten zu würdigen weiß. Dr. B kämpft somit hier gegen einen stupiden Materialismus, dort gegen die Tyrannei der Diktatur, was ihn auf vielfältige Weise mit dem Komponisten Halffter und dessen bisherigen Operntitelhelden Don Quijote und Lazarus verbindet.

 

nach oben